"Everspace 2" angespielt: Dynamische Dogfights im Weltall​

"Everspace 2" bringt blitzschnelle Raumkämpfe aus Hamburg. Nach zwei Jahren Early Access soll das Spiel "Freelancer"-Träume wahr machen.

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(Bild: Rockfish Games)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Endlich wieder kernige Raumkampf-Action, mit schnellen Umrundungen, blitzenden Ultimate-Fähigkeiten und einer vollwertigen Story: Mit dieser Maxime will das Hamburger Studio Rockfish Games all jene bedienen, die Spaß an Dogfights im Stil des Klassikers "Freelancer" haben. "Everspace 2" verlässt am 6. April den Early Access und macht einiges anders als der Vorgänger. Der Roguelite-Fokus fliegt aus dem Spiel. An seine Stelle tritt ein deutlich größerer "Looter Shooter" im offenen Weltraum, der sich an der Story um Protagonist Adam Roslin entlanghangelt.

Die Geschichte um seine Flucht aus der vom Krieg verwüsteten "Demilitarisierten Zone" (DMZ) hat mich auf Anhieb neugierig gemacht – selbst als Serienneuling und trotz der einfachen Umsetzung in Standbildern. Für Spannung sorgen auch die zunächst unklaren Motive von Adams neuer Bekanntschaft Dex. Sein lukrativer Auftrag könnte Adam einen Ausweg aus der Zone verschaffen und wird zum Ausgangspunkt für die schnelle Action im All. Die Steuerung ist primär auf Maus und Tastatur ausgelegt, aber auch die intuitive Controller-Belegung hatte ich schnell verinnerlicht. Seitliche Düsen machen die aufrüstbaren Schiffe angenehm wendig.

"Everspace 2" angespielt (5 Bilder)

Aufrüstungen und Optionen machen die Arcade-Steuerung von "Everspace 2" noch intuitiver. (Bild: heise online)

Strahlenwaffen fräsen sich mit unterschiedlichen Reichweiten und Schadenswerten abwechselnd durch Schilde, Panzerungen und Hüllen. Zum krönenden Abschluss verwandelt die aufgeladene Ultimate-Fähigkeit den Weltraum in ein Inferno aus zuckenden Blitzen und Explosionen. Auch die verschiedenen Außenposten, Planeten, Biome und Seen besitzen ihre Reize. Das flüssige, fast fehlerfreie Ergebnis aus der Unreal Engine 4 kann sich sehen lassen, vor allem für Indie-Verhältnisse. Ich habe mit einer GeForce 2080 Ti in 1080p auf der Stufe "Episch" gespielt.

Auch inhaltlich scheint die Balance zu stimmen. Schon im Einstieg wird klar, dass in riskanten Gebieten und Geisterschiffen abseits des Weges jede Menge verlockende Rohstoffe, Nebenmissionen und zurückgelassene Waren warten. So kann ich beispielsweise Raketen aufstocken und meine Flotte nach eigenen Vorlieben zusammenstellen, auch wenn ich noch nicht alle Feinheiten von Upgrades, Crafting, Blaupausen und Beutejagd ergründet habe. Dazu gehört auch der Handel auf Außenposten mit mehr oder weniger gefragten Gütern sowie der Kauf kompletter Schiffe. Auf Wunsch gibt's die Ausstattung vom Vorbesitzer gleich dazu. In den offiziell rund 70 Spielstunden dürften Freunde von Action-Rollenspielen wie "Diablo 4" also auf ihre Kosten kommen.

Gerade beim vorsichtigen Erkunden der Wracks stellt sich schnell ein an "Subnautica" erinnerndes, gemütliches Entdeckergefühl ein – sphärische Synthie-Klänge inklusive. Statt lediglich stumpf die Wegmarker abzuklappern, gilt es immer wieder, innerhalb von Suchbereichen Schlupflöcher zu finden, beschädigte Technik zu aktivieren oder zu hacken. Ein durchs Portal geschlüpfter Konvoi etwa lagert seine Fracht zwischen beweglichen Laserbarrieren. Mithilfe eines alten Zugangs kann ich sie zumindest kurzzeitig stoppen, um zum Plündern schnell in die Gefahrenzone und wieder heraus zu düsen. Doch statt der erhofften medizinischen Fracht enthüllen sie ein Geheimnis, das Adam in einen viel größeren Konflikt hineinziehen könnte.

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An kleinen Auseinandersetzungen mangelt es ebenfalls nicht. Beim entspannten Erkunden abgelegener Wracks und dem Sammeln von Edelmetallen werden mir die Outlaw-Schwärme aus Aufklärern und Drohnen manchmal schon zu aufdringlich. Immer wieder tauchen sie uneingeladen auf, um mich zu einem bewaffneten Tänzchen zwischen den Himmelskörpern aufzufordern. Davon abgesehen stimmt die Abwechslung. Auf der Jagd nach einem Dieb versteckt sich eine Elite-Viper mitsamt der gestohlenen Fracht zunächst hinter Felsbrocken im Rhodia-Orbit, um dann den Kampf aufzunehmen. Anderswo überfallen mich die Gegner oder mir begegnet beim Sprung durchs All ein Notruf nach heilenden Nanobots.

Später ergründe ich für Dex, wer oder was seine wichtigen Störsender außer Gefecht gesetzt hat. Manchmal sind es so profane Dinge wie wucherndes Alien-Unkraut, das einfach mit Waffengewalt "ausgerupft" wird. Auch verschiedene Fraktionen sollen Leben in die Story bringen, die in der Vollversion übrigens um rund 30 Spielstunden erweitert wurde. Bislang habe ich allerdings noch keine so exzentrischen Alien-Begegnungen wie in Daedalics "The Long Journey Home" erlebt. Dafür wirkt die klassische Durchquerung des Alls mit Raumschiffen hier deutlich flüssiger und homogener. Im Gegensatz zu "No Man's Sky" gibt es aber leider keinen nahtlosen Wechsel zwischen All und Planetenorbit, sondern einen kurzen Ladebildschirm beim Wechsel.

Gratulation an Rockfish Games! Das Hamburger Indie-Studio hat im Early Access offenbar eine runde Mischung aus schnellen Raumkämpfen, offener Erkundung und Beute-Shooter ausgetüftelt. Die Abkehr vom Roguelite-Prinzip war eine gute Entscheidung. Zwischen Dogfights, Levelaufstiegen und dem Aufmotzen der Ausrüstung gibt die Story um Klon Adam dem Spiel einen roten Faden. Wer mehr Wert auf eine authentische Simulation legt, wird in Titeln wie "Elite: Dangerous" und eines Tages vielleicht auch in "Star Citizen" besser bedient. Als Arcade-Fan hatte ich aber bereits viel Spaß an den flüssigen Gefechten von "Everspace 2" mit ihrer griffigen Steuerung.

"Everspace 2" erscheint am 6. April 2023 für Windows, zum Preis von 50 Euro. Umsetzungen für PS5 und Xbox Series X/S folgen im Sommer.

(dahe)