Strom für Afrika: Schwimmende Solaranlagen statt neuer Stauseen

Statt neue Stauseen anzulegen, sollten afrikanische Staaten existierende Seen mit Photovoltaik bedecken, meint ein Forschungsteam. Das hätte fast nur Vorteile.

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Photovoltaikanlagen auf einem See

(Bild: Politecnico di Milano)

Lesezeit: 3 Min.

Mit schwimmenden Solaranlagen könnten schon auf bereits existierenden Wasserflächen in ganz Afrika 20 bis 100 Prozent des Stroms generiert werden, den Wasserkraftwerke an allen geplanten Dämmen auf dem Kontinent liefern sollen. Das haben drei Forscher vom Polytechnikum Mailand ermittelt und damit einmal mehr das immense Potenzial von schwimmender Photovoltaik (FPV) deutlich gemacht. Ihre Studie lege nahe, dass viele der geplanten Stauanlagen auf dem afrikanischen Kontinent überhaupt nicht gebaut werden müssten, um den prognostizierten Energiebedarf zu decken. Damit könnten die schwerwiegenden Folgen für die Umwelt und für Gesellschaften vermieden werden, die mit dem Bau solcher Anlagen verbunden sind.

Konkret hat die Gruppe um Wyatt Arnold das Potenzial der Technik für den südafrikanischen Fluss Sambesi überprüft. An dem existieren bereits mehrere Stauseen, die eine wichtige Rolle bei der Stromerzeugung einnehmen. Weitere Dämme seien geplant, aber das dafür vorgesehene Geld wäre besser investiert, wenn damit schwimmende Solaranlagen bezahlt würden. Damit würden nicht nur die jährlichen Schwankungen bei der Energieerzeugung geringer ausfallen, sondern auf die Gefahr von Dürren, schreibt das Team. Das lässt sich demnach auch auf den gesamten Kontinent erweitern. Die Vorteile würden mögliche Nachteile, etwa für die Fischerei oder den Tourismus, überwiegen, sind sich die Wissenschaftler sicher.

Wenn Entwicklungsländer auf schwimmende Photovoltaik setzen und ihre Abhängigkeit von Wasserkraft verringern, können sie eine stabilere Stromversorgung sicherstellen, die auch gegenüber Folgen des Klimawandels abgesichert wäre, meint Andrea Castelletti, der an der Studie mitgearbeitet hat. Gleichzeitig gestehen sie aber auch ein, dass bestimmte technische und soziale Faktoren vor Ort den Aufbau solcher Anlagen erschweren könnten. Insgesamt plädieren sie aber dafür, bei der Planung etwa von Staudämmen nicht nur auf einzelne Sektoren zu schauen, also etwa Wasserkraft. Erst wenn man auch Alternativen prüfe, könne man eine wirklich sinnvolle Abwägung treffen, welches Vorgehen am zielführendsten sei.

Die jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Arbeit ist nicht die erste, die die potenziellen Vorteile von schwimmender Photovoltaik derart konkret beziffert. Vor einem Jahr hat ein Forschungsteam aus China vorgerechnet, dass mit Photovoltaikanlagen auf existierenden Wasserreservoirs ein großer Teil des weltweiten Energiebedarfs gedeckt werden könnte. Mehr als 150 Metropolen könnten damit sogar ihren kompletten Strombedarf decken. Ein starker Ausbau von schwimmender Photovoltaik hätte demnach aber noch eine Reihe weiterer Vorteile, so könnten beispielsweise immense Mengen an Wasser gespart werden, weil deren Verdunstung verhindert wird. An Stauseen käme das etwa auch der Stromversorgung zugute.

(mho)