CGM-Störung: "Unendliche Liste von Ausfällen" laut Ärzten "besorgniserregend"

Der Chef des Hausärzteverbandes kritisiert die technischen Probleme rund um die Telematikinfrastruktur, an die Arztpraxen angebunden sein müssen.

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Arzt vor dem Laptop guckt nachdenklich in die Ferne. Um seinen Hals hat er ein Stethoskop.

(Bild: Krakenimages.com/Shutterstock.com)

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Da es immer wieder zu verschiedenen technischen Problem bei der IT von Arztpraxen kommt, hagelt es jetzt Kritik vom Hausärzteverband. Anlass dafür war unter anderem ein missglücktes Update der besonderen Router im Medizinwesen vom Hersteller CompuGroup Medical (CGM), das verschiedene Praxen lahmlegte.

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Inzwischen hat sich CGM für sein missglücktes Sicherheitsupdate bei seinen Kunden entschuldigt, wie das Ärzteblatt berichtet.

"Die aktuelle CGM-Störung reiht sich in eine schier unendliche Liste von Ausfällen in den vergangenen Monaten ein. Wir haben langsam einen Punkt erreicht, an dem man sagen muss: Das Technik-Versagen von Herstellern und Gematik hat versorgungsgefährdendes Niveau erreicht. Vielen der Verantwortlichen scheint auch schlichtweg nicht klar zu sein, was es für eine Versorgerpraxis bedeutet, wenn montags der Konnektor nicht funktioniert. Das kostet enormen viel Zeit, die für die Versorgung der Patientinnen und Patienten fehlt", schreibt der Hausärzteverband.

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Informationen aus Briefen der Kassenärztliche Bundesvereinigung ergänzt

Inzwischen hat sich auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung zu Wort gemeldet. In einem Brief an den Hersteller CGM kritisiert die KBV die Abstürze der KoCoBoxen in den Praxen nach dem notwendigen Update und bezeichnet sie als besorgniserregend. Diese lösen "nicht nur erneute Skepsis an der TI, sondern auch an der dauerhaften Behebbarkeit dieser Probleme" aus. Daher fordert die KBV eine Stellungnahme von CGM.

CGM hatte ein automatisches Update ihrer speziellen Router für das Medizinwesen eingespielt, wodurch ein Teil der Ärzte von der Telematikinfrastruktur (kurz TI) abgeschnitten wurde. Zuvor kam es beim KIM-Dienst (Kommunikation im Medizinwesen) zu mehr als 100.000 fehlgeleiteten elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.

Der für die Digitalisierung zuständigen Gematik zufolge seien "von den festgestellten Verbindungsproblemen zur Telematikinfrastruktur [...] nur wenige Konnektoren betroffen". Laut Gematik "eine niedrige dreistellige Zahl an Praxen". Wie aus dem Fachportal der Gematik zum aktuellen TI-Status hervorgeht, arbeiten CGM und die Partner des Unternehmens "unter Hochdruck an der Lösung und unterstützen die betroffenen Praxen". CGM empfiehlt den Praxen beispielsweise, den Konnektor mehrmals für 15 Minuten vom Strom zu trennen und anschließend neu zu starten. Teilweise wurde auch empfohlen, den Konnektor fünfmal wieder ein- und auszuschalten, wie aus dem Brief der KBV hervorgeht.

Die Ärzte meinen, dass technische Probleme nicht an ihnen hängen bleiben sollten. Von der Politik fordert der Verband daher ein Konzept dafür, wer für die verursachten Störungen haftet. Die KBV sieht auch die neuen Verträge des Herstellers CGM kritisch und hat deswegen einen Brief an das Bundesgesundheitsministerium verfasst, in dem sie das Marktverhalten und die neue Vertragsgestaltung von CGM bemängelt.

Der Verband kritisiert zudem, dass bei den Ärzten "die Daumenschrauben" angezogen werden, auch durch die geplanten Sanktionen beim E-Rezept. Sofern bei Ärzten eine TI-Komponente fehlt, droht eine Kürzung der Kostenpauschale von 50 Prozent.

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Korrigiert, dass keine Kürzung des Honorars um 50 Prozent droht.

(mack)